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Schiedsrichtermangel immer akuter

Der Schiri Mangel greift mehr und mehr um sich....!! Traurig...

Die neue Bedeutung des "Heimschiedsrichters"

Kreis Neumarkt/Jura: Ausgebildete und geprüfte Schiris sollen künftig Spiele nur in ihrem Heimatverein pfeifen +++ Schulterschluss gegen Schiri-Mangel und Gewalt+++

Die drei Fuß­ball- Schiedsrichtergruppen im Kreis Neumarkt/Jura wollen neue Wege gehen, um dem Mangel an qualifizier­ten Referees zu begegnen. Kreisob­mann Dr. Sven Laumer und seine Mit­streiter setzen dabei auf den "geprüf­ten Heimschiedsrichter", der in den unteren Spielklassen zum Einsatz kommen soll.

Bei den Fußball-Halbzeittagungen in Sengenthal, Katzwang und zuletzt am Freitagabend im Sportheim des SV Schambach stellte Laumer dieses Pro­jekt vor und bekam von den Vereinen eine breite Zustimmung. Der Begriff „Heimschiri“ ist ja eher negativ belas­tet, weil er mitunter als Schimpfwort für eine einseitige Leistung herhalten muss. Im Falle der Initiative von Lau­mer und Co. sieht es jedoch anders aus und das Wort bekommt eine völlig neue Bedeutung: Ganz gezielt will man nämlich diejenigen Fußball­freunde gewinnen, die bereit sind, ein Spiel zu pfeifen, die das aber nur bei ihrem Heimatverein tun möchten. Die drei Schiri-Gruppen Jura Süd, Jura Nord und Neumarkt werden deshalb im Sommer einen (oder mehrere) Crashkurse anbieten, um die entspre­chenden Referees auszubilden.

126 B-Klassen-Spiele unbesetzt

Die anschließend „geprüften Heim­schiedsrichter“ sollen dann in der neuen Saison 2015/16 vor allem in den B-Klassen zum Einsatz kommen, denn genau hier gab es zuletzt gewaltige Engpässe. „In der Vorrunde konnten 126 B-Klassen-Spiele nicht mit einem neutralen Schiedsrichter besetzt wer­den“, stellte Laumer fest. Die Partien gingen dennoch über die Bühne, weil sie zumeist von einem einheimischen Zuschauer geleitet wurden. Auf Nach­frage bekam Laumer häufig zu hören, dass der betreffende Aushilfsschiri gerne pfeife, dies aber nur bei seinem Heimatverein tun und sich an­schließend die „Erste“ anschauen will.

Und genau das ist für Laumer und seine Obmann-Kollegen Markus Ke­mether (Jura Süd) und Oliver Johannes (Neumarkt) ein Ansatzpunkt für die Zukunft. Diese Leute möchten die Schiedsrichtergruppen ausbilden und einsetzen. Gleichzeitig hoffen sie na­türlich, dass die entsprechenden Refe­rees auf den Geschmack kommen, vielleicht auch mal ein Jugendspiel im Verein leiten oder auch den einen oder anderen Auswärtseinsatz absolvieren.

Und das ist bitter nötig, denn der Schiedsrichtermangel greift mehr und mehr um sich. Der Kreis Neumarkt/ Jura, mit seinen 205 Vereinen, habe eine Sollzahl von 484 Referees. Tat­sächlich gibt es laut Laumer aber nur 331 anrechenbare Referees. Darunter versteht man Schiris, die mindestens 15 Spiele pro Jahr leiten und fünf Pflichtsitzungen besuchen (eine Richt­linie, die ohnehin von den drei Grup­pen großzügig gehandhabt wird). Ins­gesamt fehlen im Kreis 153 Schieds­richter, bayernweit liegt das Minus bei 4000. Der Einwand eines Vereinsver­treters, ob sich der Bayerische Fuß­ball- Verband (BFV) vor Einführung der B-Klassen und der aufstiegsbe­rechtigten Reserven Gedanken dar­über gemacht habe, blieb übrigens im Raum stehen.

Bespuckt und geschlagen

Während andere Schiedsrichter­gruppen den Kopf in den Sand stecken und Spiele einfach nicht mehr beset­zen, wollen die Verantwortlichen im Gebiet Neumarkt/Jura entgegenwir­ken und die Vereine mit ins Boot holen, denn diese zahlen letztlich für den Schiri-Mangel. Knapp 16 000 Euro wurden denjenigen 124 Klubs für das Jahr 2014 in Rechnung gestellt, die ihre Sollzahl nicht erfüllen. 45 Vereine liegen im Soll und 37 sind drüber.

Dass der Mangel überhaupt besteht, liegt aus Sicht von Kreisobmann Lau­mer vor allem an der zunehmenden körperlichen und verbalen Gewalt ge­genüber den Schiedsrichtern auf den Sportplätzen und in den Hallen. Hier wurde für ihn in den vergangenen Wo­chen eindeutig eine Linie überschrit­ten. „Wenn Schiedsrichter bespuckt, auf die Brust geschlagen oder geohr­feigt werden, müssen wir sagen: stop“, so Laumer mit Blick auf aktuelle Fälle. Auch wenn ein Schiri nach einem B-Klassen-Spiel in der Kabine vom Heimverein gesagt bekommt, er solle verschwinden, „weil wir nicht länger als zehn Minuten für Deine Si­cherheit garantieren können“, müsse man sich nicht wundern, wenn dieser Referee erst einmal eine Auszeit nimmt.

Die Folge solcher Geschehnisse: „Wir verlieren immer mehr Schieds­richter“, stellte Sven Laumer fest. Kreisspielleiter Thomas Jäger brach ebenfalls eine Lanze für die Unpar­teiischen: „Körperliche Gewalt gegen den Schiri ist tabu. Das geht nicht, egal wie ‘lumpert’ er pfeift“. Jäger und Laumer machten deutlich, dass Ver­eine und Schiedsrichter in einem Boot sitzen und den Dialog suchen sollten. Der Kreisobmann will (zumindest vo­rerst) nicht auf Konfrontationskurs gehen. Vielmehr bot er an, bei Proble­men in die Vereine zu kommen, zu dis­kutieren und ein besseres Verständnis zu schaffen.

Laumer und die anderen Verant­wortlichen der Schiedsrichtergilde setzen also auf einen Schulterschluss zwischen Vereinen und den Referees. „Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Nur so kriege man die beiden großen Probleme in den Griff: die Gewalt sowie den Schiedsrichter­mangel (und die damit verbundene Nichtbesetzung von Spielen).

Von 181 Vereinen haben bei den drei Spielgruppentagung zum Thema Heimschiedsrichter 179 ihre Stimme abgegeben. 176 Ja-Stimmen (98,3 %) standen drei Nein-Stimmen (1,7 %) gegenüber. Das bedeutet, dass in allen Spielen der untersten Ligen, welche durch offizielle Schiedsrichter besetzt werden (Herren = B-Klasse, Frauen = Kreisklasse, Junioren C bis A = Gruppe, Junioren D = Kreisklasse, Juniorinnen = alle, Senioren = A-Klasse), bei denen bis Freitag 00:00 Uhr kein Schiedsrichter eingeteilt wurde, auch kein Schiedsrichter mehr eingeteilt wird. Das Spiel hat stattzufinden. Der Heimverein teilt dem zuständigen Einteiler den geplanten "Heimschiedsrichter" mit, und dieser wird dann vom Einteiler für das Spiel als offizieller Schiedsrichter eingeteilt. Die genauen Durchführungsbestimmungen werden zu den Sommertagungen vorgestellt.

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 12. Februar 2015 19:27

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